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AutorenbildStephanie Kuhlmann

Bauprobe


Die Bauprobe ist für mich immer etwas ganz Besonderes: man hat sich monatelang Gedanken über das Regiekonzept gemacht, hat dieses bereits dem Intendanten und einem Technik-Team präsentiert und bekommt nun zum ersten Mal einen ganz konkreten Eindruck von dem, was man sich da überlegt hat.

So auch am letzten Freitag, dem Bauprobentermin unserer Kinderoper "Eloise". Gemeinsam mit dem Ausstatter Thomas Döll betrete ich durch den Hintereingang die Bühne und stehe sofort mitten in unserem Bühnenbild! Ein ganz wunderbarer Moment, vor Allem, wenn die Bauprobe so liebevoll vorbereitet wurde wie in diesem Fall. Neben Stellwänden, Stoffen und Dachlatten, die unser Bühnenbild markieren, haben die Jungs der Technik die ganze Konstruktion mit Spinnenweben überzogen! Zwar hatte ich mir das Material für einen Test gewünscht, mit so einer ausgefeilten Dekoration allerdings habe ich nicht gerechnet! Außerdem ist die ganze Bühne in ein blassblau-schummeriges Licht getaucht - bereits ein Vorschlag für eine der düster-magischen Nachtstimmungen, die später in diesem Bühnenbild hergestellt werden müssen. In meinem Kopf kämpft sich bereits eine ganze Truppe Kinder-Vampire durch das Spinnennetz-Dickicht auf die kleine Prinzessin Eloise zu...

Doch viel Zeit zum Fantasieren bleibt nicht: Technische Leitung und Werkstättenleiter haben Fragen hinsichtlich Konstruktion, Materialität und Funktion der Bühnenbild-Elemente, der Betriebsdirektor will wissen, ob der Aufwand in seinen Zeitplan passt, und ich muss anfangen, das Ganze mit meinem Ausstatter etwas prüfender und kritischer zu betrachten. Ein Bühnenelement steht mitten im Raum und wirkt wesentlich massiver, als wir uns das gedacht haben. Dadurch wirkt die ganze Bühne beengt, überfrachtet. Wenn ich mir darin die ca. 25 Kinder und Jugendlichen vorstelle, die später die Bühne bevölkern werden, wird es eng. Wände werden verschoben, Abstände gemessen, Dachlatten-Konstruktionen abgebaut, die Produktionsassistentin hält alle Änderungen genau fest. Am Ende ist das Bühnenelement in der Mitte geschrumpft und die Auftrittsgassen weiter nach außen gerückt, dadurch wird die Bühne luftiger, die Spielfläche größer.

Technische Leitung und Betriebsdirektion sind zufrieden: Der Aufwand hält sich im Rahmen, passt in die Disposition. Maler, Schreiner, Schlosser und Polsterer wissen, was auf sie zukommt und auch sie halten die Aufgabe für machbar. Auch Thomas und ich sind zufrieden: wir haben wichtige Änderungen beschlossen, so können die szenischen Proben beginnen. Ich betrachte ein letztes Mal das markierte Bühnenbild und sehe darin im Geister schon 25 kleine Feen, Prinzen und Vampire miteinander spielen.

"Eloise" ist eine Kinderoper von Karl Jenkins und hat voraussichtlich am 17. März 2018 im Stadttheater Gießen (taT) Premiere.

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