Raus aus dem Haus - und warum die Arbeit so besonders ist
Normalerweise lese und höre ich bei der Vorbereitung zu einer Musiktheater-Inszenierung die Musik und weiß dann relativ schnell, in welche Richtung ich die Szene entwickeln möchte. Die Musik sagt mir, was ich zu tun habe und in meinem Kopf entstehen die passenden Bilder. Das ist hier anders. Die Musik in dieser Oper verrät nichts, sie gibt vielmehr Rätsel auf. Warum klingt diese Szene wie Barock? Warum jene nach Zirkus? Plötzlich taucht ein Walzertakt auf, dann wieder merkwürdigste Verschiebungen? Wieso wird es hier plötzlich dramatisch? Und dort romantisch? Das alles in einer Oper für Kinder ab drei. Die Musik ergibt zunächst scheinbar keinen Sinn und es ist meine Aufgabe als Regisseurin, diesen Sinn zu (er)finden. Zumal es hier auch keine klassische Erzählung gibt, sondern sich vielmehr einzelne Situationen aneinander reihen, die viel Deutungsfreiheit zulassen. Anders als sonst gelingt mir das hier auch nicht schon vorab am Schreibtisch, sondern zum großen Teil erst in der gemeinsamen Probenarbeit mit dem musikalischen Leiter und den beiden wunderbaren Sängerinnen. Das ist ein fordernder, schwieriger aber auch sehr erfüllender Prozess. Wenn man nach einer dreistündigen Probe die Szene durchlaufen lässt, an der man die ganze Zeit gefeilt, in der man Motivationen für Musik und Sängerinnen gesucht und gefunden, Ideen ausprobiert und verworfen hat und sich schließlich denkt "Wo war das Problem? So und nicht anders muss es sein!" - dann ist das ein sehr erfüllender Moment. Wieder ein Grund, warum ich meine Arbeit so sehr liebe! Inzwischen haben wir unsere erste Hauptprobe hinter uns gebracht und die Frage nach Sinn und Unsinn stellt sich zum Glück nicht mehr. Nun gilt es, das Ganze zu überprüfen, zu präzisieren, an manchen Stellen weiter zu treiben, an anderen zu entschlacken. Ein paar Tage bleiben uns noch bis zur Premiere am 9.11. Kommt gerne und schaut es Euch an - es ist auch was für die (weit) über Dreijährigen dabei!