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  • AutorenbildStephanie Kuhlmann

"Out of Order" - Forced Entertainment Weltpremiere


Ich war mal wieder bei Forced Entertainment! - Diese Menschen auf der Bühne zu sehen, mit ihrer, wie es scheint unbefangenen und direkten Theatralik, frei von Konventionen und voll von Spielfreude - das tut gut, das macht so richtig glücklich!

Ich weiß nicht, ob ich jemals ein so perfektes Ensemble-Spiel auf der Bühne gesehen habe! Wie die sechs Schauspieler auf der Bühne aufeinander reagieren, aufeinander achten, voneinander die kleinsten Regungen und Impulse aufnehmen und körpersprachlich kommunizieren, das ist wirklich ein Musterbeispiel an darstellendem Spiel.

Aber worum geht's eigentlich?

Sechs Clowns sind "Out of Order", außerhalb ihrer "natürlichen" Umgebung: hier gibt es keinen Zirkus, keinen Jahrmarkt, nicht mal ein McDonald's. Die Spielfläche ist ein einfaches Holzpodest, darauf ein Tisch und einfache Stühle, kein Glanz, kein Glamour, keine Manege. Auch die Clowns selbst sehen wenig lustig aus, ihre Masken sind verzerrt, ihre Kostüme lediglich schlecht sitzende, karierte Anzüge, Uniformen.

Die Clowns tun, was Clowns eben so tun: sie ärgern sich, jagen sich bis zur Erschöpfung quer über die Bühne, fallen übereinander und übereinander her, spielen mit Luftballons und Tröten, das alles zu fröhlicher Musik - und trotzdem will das Ganze einfach nicht fröhlich wirken. Denn auf der Bühne passiert das Gegenteil von der in der Musik angegebenen Leichtigkeit. Die erste Szene:

Die Clowns sitzen um eine große Tafel herum, es könnte ein Konferenzraum sein. Schnell hat die Gruppe einen Übeltäter ausgemacht, ebenso wie ein Opfer. Ein Clown springt auf, ein anderer flieht, ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt, in dem die anderen Clowns versuchen, die Streithähne zu trennen. Nach und nach lassen die beiden voneinander ab, alle setzten sich wieder, kleine Verschnaufpause, kurzer Friede, dann geht das Ganze von vorne los. Bis einer heult. (Der Song, "Someone's Gonna Cry" ist sicher nicht zufällig gewählt.) Immer und immer wieder wiederholt sich die Szene, nur scheinbar das Gleiche, denn im Detail verändert sich der Ablauf: andere Clowns, andere Gruppierungen, andere Fluchtwege, überhaupt andere Verhaltensweisen.

Was scheinbar gleich ist offenbart sich als feine Studie von Körperlichkeit, Bewegungsabläufen, Sinn und Zusammenhang auf der Bühne und im Raum, denn je nach Verhalten der Clowns verändert sich auch die Motivation und der Sinnzusammenhang, den der Zuschauer in den Geschehnissen ausmacht.

Nach diesem Schema laufen auch die nächsten Szenen ab. Die Clowns lassen Luftballons fliegen, tragen Möbel in einer skurrilen Prozession schier endlos im Kreis herum, gehen sich gegenseitig mit Fahrradhupen auf die Nerven und gehen wieder über in ihr exzessives Spiel vom Jagen und gejagt werden.

Was man hier schließlich für sich selbst mit nimmt, bleibt natürlich jedem Zuschauer selbst überlassen. Für mich ist es eine spannende, berührende, lehrreiche und unterhaltsame Studie und ein ganz spezielles, motivierendes Theatererlebnis! ein ganz spezielles, motivierendes Theatererlebnis!

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